Royal Flyfishing-Onlinemagazin

 

 

Der Faggenbach im Kaunertal

 

Ein Gebirgsbach mit vielen Facetten!

 

Der Faggenbach (im Volksmund auch Fagge genannt) entspringt in ca. 2.084 m Seehöhe aus dem Gepatsch-Gletscher südöstlich der Weißseespitze (3.526 m). Er befüllt - neben einigen kleineren Zuflüssen - den großen Gepatsch-Stausee. Das ablaufende Wasser dieses Sees wird komplett über eine ca. 13 km lange Druckwasserleitung bis hinunter nach Prutz in das Kraftwerk geleitet. Der Faggenbach unterhalb des Stausees wird also im weiteren Verlauf nur von Seitenquellen und -Bächen gespeist! Dadurch ist er auch nach Regen oder Gewitter innerhalb eines Tages wieder klar und befischbar. Gesamtlänge vom Ursprung bis zur Einmündung in den Inn bei Prutz ca. 31 km.

 

 

Wir besuchten die "Fagge" an den letzten heißen Tagen dieses überaus trockenen Sommers (2015). Während die Temperaturen im Inntal unten weit über 30 Grad anstiegen, hatten wir in Feichten - auf ca. 1.287 m Seehöhe bei ca. 25 Grad ein wunderbares Klima zum Fliegenfischen. Der Bach bietet eine Vielfalt an Gewässer-Strukturen, so dass Fliegenfischer, die flache Strecken bevorzugen, sich sehr wohl fühlen und diejenigen, die eine Herausforderung zwischen Felsen und Gestrüpp suchen, vollkommen zufriedengestellt werden.

 

Der Bach ist zwischen 4 und max. 7 Meter breit. Das Fliegenfischer Revier ist ca. 10 km lang. Über den hohen Fischbestand, der zu ca. 98 % aus Bachforellen besteht, konnten wir nur staunen. Der Rest besteht aus Saiblingen und vereinzelt ist auch mal eine Regenbogenforelle dabei. Alle Fische sind wunderbar gezeichnet, haben sehr schöne Flossen, sind gut genährt und liefern kräftige Drills. Der größte Teil der Bachforellen-Population besteht aus Wildfischen! Jedem Fliegenfischer muss klar sein, dass Salmoniden auf dieser Höhe mit 30 cm Länge schon zu den großen Exemplaren zählen. Fliegenfischer, die sich über jeden Fisch -egal wie groß- freuen, sind hier genau richtig! Köcherfliegen, Steinfliegen, Eintagsfliegen und viele Terrestrials wie z.B. Käfer und Heuschrecken decken den Tisch für Forelle und Saibling.

 

Die „Jagd“ der Fische nach Fliegen ist je nach Streckenverlauf sehr unterschiedlich. Während im Wildwasser beim so genannten "Pocket-Fishing" die Muster oft ruhig eingeschlürft werden, nehmen die "Bewohner" der ruhiger fließenden Strecken meist sehr vehement. Oft hetzen sie der Fliege nach unten hinterher, so dass man die Rute nicht zu schnell anheben sollte, da sonst der Fisch nicht richtig oder gar nicht gehakt wird. Wir empfehlen nur Muster der Haken-Größe 10 oder vielleicht noch 12 ! Bitte keine kleineren Fliegen verwenden, damit die Forellen nicht ständig per Hakenlöser befreit werden müssen. Grundsätzlich besteht catch&release mit Schonhakenpflicht! Sanfte Handlandung, ohne den Fisch in irgendeiner Weise zu drücken, ist sehr wichtig, denn nur dadurch wird der Bestand geschützt und gesichert. Siehe auch Fischereibestimmungen unten! Zudem entdeckten wir überall eine Menge an Brutfischen, was beweist, dass hier jedes Jahr eine enorme Reproduktion stattfindet.

 

Die untere Grenze bildet der Feltlinbach, der im Bereich der Tunnel-Galerie in die "Fagge" einfließt. Am oberen Ende dieses Tunnels kann man in einen Schotterweg direkt am Bach einfahren und nach ca. 50 m rechts parken. Absteigen nach unten zum Bach ist nach dem Bretterzaun möglich, wobei sowohl Einstieg als auch Fischerei nicht einfach sind. Von hier aufwärts bietet das Wildwasser tolle Pocket-Fischerei auf einer Länge von ca. 100 m, dann kann man am offenen Hang wieder aussteigen.

 

Als Nächstes kommt eine Straßenbrücke, bei der ein Einsteigen in den Bach wegen der steilen Böschung nicht zu empfehlen ist. Weiter aufwärts kann man dann rechts an einem großen Seitenstreifen das Auto abstellen. Am Ende dieses langen Schotterplatzes steht eine große Willkommens-Tafel des Kaunertals. Der Bach ist hier wild, lässt sich aber erfolgreich und sehr abenteuerlich einige 100 m nach oben hin befischen. Die Ufer sind meist dicht mit Bäumen und Büschen bewachsen.

Nächste Station nach oben ist ein kleiner Parkplatz an einer Brücke. Das kleine Wehr darunter sollte man unbedingt befischen. Aufwärts verlässt man das starke Gefälle, der Faggenbach ändert den Wildbach-Charakter und fließt jetzt als beidseitig bewachsener, flotter Wiesenbach. Man befindet sich hier bereits im Ortsteil Platz.

 

In diesem Ortsbereich gibt es ein paar Brücken, die wegen der Kühe auch unten am Bach verbarrikadiert sind! Solange sich das Wasser in Straßennähe befindet, ist die Strecke nach oben relativ offen und frei von bewachsenen Engstellen. Bei einem Orts-Informationshäuschen kann auch geparkt werden. Ab der Brücke, über welche die Zufahrtsstraße zum Sporthotel Weisseespitze führt, biegt der Bach von der Straße ab und verläuft durch Wiesen bis hinauf zu einer weiteren Brücke am Beginn einer Schlucht (Höll).

 

Die "Höll" ist der wildeste Teil des Revieres. Eine Schlucht, die es in sich hat! Etliche traumhafte Gumpen bzw. Terrassen in steilem Gelände, was voraussetzt, dass man wirklich gut und sicher zu Fuß sein muss. Für Fliegenfischer-Freaks wird die Höll zum Erlebnis. Davon sind wir im wahrsten Sinne „felsenfest“ überzeugt, denn hier rauscht das Wasser zwischen Felsblöcken und über Felsenterrassen. Von dem kleinen Fußpfad an der linken Hangseite kann man immer wieder zu den Hotspots absteigen. Allerdings sind absolutes Indianer-Verhalten und feinstes Fliegenfischer-Equipment die Grundvoraussetzung für Erfolg.

Wer das nicht beachtet, erlebt, wie einem die Fische vor den Watstiefeln buchstäblich „davonschwimmen“. Man glaubt kaum, wieviel Fische durch nur einen kleinen Schritt oder geringster Bewegung zuviel, aus ihren Verstecken flüchten. Und irgendwie spricht sich das flächenweise unter dem Wasserspiegel herum, dass da „Jemand“ mit künstlichen Fliegen schmeißt….und schon kann man sich einen bequemen Felsen suchen, gemütlich seine Brotzeit auspacken, ein nicht vorhandenes Buch lesen, in Zeitlupe die Fliege wechseln…..warten…bis sich alles wieder beruhigt hat. Wer diese "Höll" durchfischt, vergisst für Stunden Zeit und Raum. Diese urige Natürlichkeit in Verbindung mit innerer Ruhe, die durch das Rauschen des Wassers auf den Fliegenfischer einwirkt, vermittelt das Gefühl, ein Teil der Natur zu sein.

 

Fliegenfischer, die danach noch fit sind, können die Fagge, welche wieder Wiesenbach-Charakter angenommen hat, weiter befischen. Das Wasser ist ab hier, bis auf kleinere Senken, nicht tief - bis zum Ort Feichten.

 

Einstiegmöglichkeit weiter oben gibt es auch bei Vergötschen. Hier fährt man von der Martins-Kapelle an der Hauptstrasse zum Faggenbach. Parkmöglichkeit in Brückennähe vorhanden! Der nächste Ortsteil heißt Unterhäuser und auch hier darf man am Bach, zwischen den zwei Brücken das Auto abstellen. Die Einfahrt an der Hauptstraße befindet sich nach dem Hotel Jägerhof gleich links.

Da dieser Sommer außergewöhnlich trocken war, haben die kleinen Seitenquellbächlein dem Faggenbach etwas zu wenig Wasser zugeführt, was zur Folge hatte, dass die letzten 1 1/2 km bis zur oberen Grenze hin nicht mehr von uns befischt wurden. Es stehen dort momentan wegen des Niedrigwassers sehr viele kleine Fische, die wir nicht unnötig stören wollten. An der oberen Reviergrenze befindet sich eine Mautstelle. Mit der Fischereikarte darf man kostenfrei durchfahren und dort noch ca. 800m flussaufwärts bis zum ersten Bauernhof fischen!

Wir empfehlen Fliegenruten Klasse 3, 4 oder 5. Obwohl an einigen Stellen eine kürzere Rute praktisch wäre, sollte man doch grundsätzlich Ruten der Länge 8.6" Fuss, also 2,60 m verwenden. Vorfachlänge ca. 3,00 m mit einer Spitze von 0,16 mm. Große Fliegenmuster wie Sedges, Parachutes, Käfer, Nymphen werden immer attackiert. Streamer sind nicht gestattet.

 

Saison: April bis Oktober

Fischereibestimmungen: Catch&Release, widerhakenlos, kein Kescher!

 

 

 

Bericht: Royal Flyfishing
Fotos/Layout/Fotogalerie: Eva Geigl

 

 

 

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